Ausland

Die US-Regierung hat sich gegen Kritik an der schleppenden Verteilung von Hilfsgütern über eine provisorische Anlegestelle des US-Militärs in den umkämpften Gazastreifen verteidigt. „Man darf auch nicht vergessen, dass es sich um ein Kampfgebiet und eine komplexe Operation handelt“, sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder gestern. Man arbeite etwa daran, alternative Routen für den Transport der Hilfsgüter an Land auszumachen.

Ryder betonte, dass das US-Militär an der Verteilung der Lieferungen im Gazastreifen nicht beteiligt sei. UNO-Sprecher Stephane Dujarric zufolge verließen am Samstag 16 Lastwagen den schwimmenden Pier. „Aber elf dieser Lastwagen schafften es nie bis zum Lagerhaus. An verschiedenen Stellen auf dem Weg hatten Menschenmassen die Lastwagen angehalten“, so Dujarric.

Pentagon-Sprecher: Einige Lkw „abgefangen“

Diese Lastwagen seien durch Gebiete gefahren, in denen es keine Hilfe gegeben habe. Daher hätten sich die Menschen genommen, was sie konnten. Seit Samstag seien keine neuen Lastwagen mehr auf dem schwimmenden Pier angekommen. Pentagon-Sprecher Ryder sagte ebenfalls, dass einige Lastwagen „abgefangen“ worden seien.

Das US-Zentralkommando Centcom hatte zuvor mitgeteilt, dass über den provisorischen Hafen bisher 569 Tonnen Hilfsgüter an der Anlegestelle in Gaza angekommen seien. Das entspreche auf Basis früherer Hilfslieferungen in den Küstenstreifen etwa 25 Lastwagenladungen, schrieb die „Times of Israel“. Pentagon-Sprecher Ryder betonte, dass es sich um Hilfsgüter handle, die noch weiterverteilt werden müssten.

USA: Bisher vermutlich keine Hilfsgüter verteilt

Auf die Frage, ob davon auch schon Güter an die Menschen im Gazastreifen ausgeliefert worden seien, sagte er: „Mit Stand heute – ich glaube nicht.“ Die US-Regierung gehe davon aus, dass die Hilfe in den kommenden Tagen verteilt werde, sofern die Bedingungen es zuließen. Der Transport sei inzwischen wieder aufgenommen worden.

Die provisorische Anlage war Ende vergangener Woche fertiggestellt worden. Frachter bringen dabei Hilfslieferungen von Zypern aus zunächst zu einer schwimmenden Plattform einige Kilometer vor der Küste des Gazastreifens. Die Güter werden dort auf kleinere Schiffe verladen, die näher an die Küste heranfahren können. Diese legen dann mit den Lkw-Ladungen an dem an der Küste befestigten temporären Pier an.

Dort werden die Hilfslieferungen von Hilfsorganisationen entgegengenommen und verteilt. Das Pentagon schätzte, dass über den Hafen zunächst etwa 90 Lkw-Ladungen pro Tag in den Gazastreifen gelangen könnten. Zu einem späteren Zeitpunkt erwarte man bis zu 150 Lkw-Ladungen täglich, hieß es vergangene Woche.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat versichert, Israel habe nicht vor, nach dem Gaza-Krieg Siedlungen im Gazastreifen zu errichten. „Das war nie vorgesehen“, betonte er gestern in einem Interview des US-Nachrichtensenders CNN. „Einige meiner Wähler sind nicht glücklich darüber, aber das ist meine Position.“

Mehrere der rechtsnationalen Minister in Netanjahus Koalition hatten sich wiederholt für die Errichtung jüdischer Siedlungen im Gazastreifen ausgesprochen. Polizeiminister Itamar Ben-Gvir hatte zuletzt sogar erklärt, er würde gerne selbst dort leben.

Sobald die Hamas besiegt sei, müsse eine nachhaltige Demilitarisierung des Gazastreifens erreicht werden, sagte Netanjahu zu CNN. „Wir wollen eine zivile Verwaltung, die von Bürgern von Gaza geführt wird, die weder der Hamas angehören noch sich für sie engagieren.“ Auslöser des Gaza-Krieges war das Massaker der islamistischen Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober.

Israelische Regierungsbeamte haben Ausrüstung der Nachrichtenagentur AP beschlagnahmt und nach AP-Angaben eine Liveberichterstattung der Journalisten im Süden Israels unterbrochen. Als Begründung sei das neue israelische Mediengesetz angeführt worden, hieß es gestern in einer Nachricht von AP auf der Plattform X (Twitter).

Der israelische Informationsminister Schlomo Karhi schrieb auf X, Mitarbeiter seines Ministeriums hätten AP bereits in der vergangenen Woche gewarnt, dass kein Sendematerial an den katarischen Fernsehsender al-Jazeera weitergegeben werden dürfe.

Seine Mitarbeiter hätten eine Kamera beschlagnahmt, die Aktivitäten der Streitkräfte aufgenommen habe. Die Nachrichtenagentur habe „gesetzeswidrig“ Aufnahmen an al-Jazeera weitergegeben. Die Ausrüstung werde zurückgegeben, bis das Verteidigungsministerium den Vorfall geprüft habe, hieß es wenige Stunden später.

AP wies Anschuldigungen zurück

AP wies die Anschuldigungen entschieden zurück. Die Nachrichtenagentur verurteile das Vorgehen der israelischen Regierung „aufs Schärfste“, hieß es in einer Erklärung. AP warf der israelischen Regierung „eine missbräuchliche Anwendung“ des neuen israelischen Mediengesetzes vor und forderte die Rückgabe ihrer technischen Ausstattung.

Die USA nannten das Vorgehen Israels besorgniserregend und erklärten, den Fall untersuchen zu wollen.

Al-Jazeera gehört – so wie viele Medien weltweit – zu den Kunden von AP. Das im vergangenen Monat verabschiedete „Al-Jazeera-Gesetz“ ermöglicht es der israelischen Regierung, internationale Medienunternehmen an der Arbeit in Israel zu hindern, wenn sie diese als Bedrohung der nationalen Sicherheit betrachtet.

Russland hat nach Darstellung der USA einen Satelliten ins All geschickt, bei dem es sich wahrscheinlich um eine Weltraumwaffe handelt. Der Satellit könne vermutlich andere Satelliten angreifen und befinde sich in einer erdnahen Umlaufbahn, sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder gestern. Der Start sei am 16. Mai erfolgt. Der russische Satellit befinde sich nun in derselben Umlaufbahn wie ein Satellit der US-Regierung, so Ryder weiter.

Auf die Frage, ob der russische Satellit eine Bedrohung für den US-Satelliten darstelle, sagte Ryder: „Nun ja, es handelt sich um eine Weltraumabwehrwaffe in derselben Umlaufbahn wie ein Satellit der US-Regierung.“ Ähnliche russische Starts habe es bereits 2019 und 2022 gegeben.

Ähnlich wie Ryder hatte sich zuvor der amerikanische UNO-Vertreter Robert Wood geäußert. Am Montag war eine russische Resolution gegen ein Wettrüsten im Weltraum im UNO-Sicherheitsrat durchgefallen.

Von 15 Ländern stimmten in New York sieben für die Beschlussvorlage und sieben dagegen – eine der Gegenstimmen kam von den USA. Angesichts einer im vergangenen Monat an Russlands Veto gescheiterten Resolution der Vereinigten Staaten gegen Atomwaffen im All sprach Wood von einer manipulativen Taktik Moskaus.

Nach dem diplomatischen Eklat beim Besuch des argentinischen Präsidenten Javier Milei am Wochenende in Madrid hat die Regierung Spaniens ihre Botschafterin in Buenos Aires abgezogen.

„Die Situation hat sich nicht geändert, und ich kündige daher an, dass wir unsere Botschafterin in Buenos Aires abziehen. Die Botschafterin bleibt definitiv in Madrid“, sagte Außenminister Jose Manuel Albares gestern.

Auf einer Wahlkampfveranstaltung der oppositionellen rechtspopulistischen Partei Vox zur Europawahl hatte der ultraliberale Milei am Sonntag in Madrid den spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sanchez attackiert und die Frau des Sozialisten, Begona Gomez, als „korrupt“ bezeichnet.

Milei lehnt Entschuldigung ab

Sanchez rief daraufhin die Botschafterin zunächst zu Konsultationen nach Madrid zurück und forderte vom argentinischen Präsidenten eine „öffentliche Entschuldigung“.

Milei lehnte aber nicht nur jede Entschuldigung ab. Er setzte vielmehr seine Verbalattacken fort. „Die Sozialisten sind zu allem fähig. Das ist diplomatischer Unsinn“, sagte er in einem Interview mit der Zeitung „La Nacion“.

Milei will seinen Botschafter aber nicht zurückbeordern. „Wenn Pedro Sanchez einen riesigen Fehler macht, werde ich nicht so blöd sein, den gleichen Fehler zu begehen. Man muss Herrn Sanchez einmal erklären, dass er nicht der Staat ist, dass er nicht Spanien ist und sei Frau noch viel weniger.“

Vorwurf der „Einmischung in innere Angelegenheiten“

Die spanische Regierung wirft dem südamerikanischen Politiker, der sich als „Anarchokapitalisten“ bezeichnet, unter anderem „Einmischung in die inneren Angelegenheiten“ und einen „Frontalangriff auf unsere Demokratie, auf unsere Institutionen und auf Spanien“ vor.

In Madrid war Milei wie ein Rockstar gefeiert worden. Die mehr als 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Treffens bejubelten Aussagen wie jene, Sozialismus führe „zu Sklaverei oder Tod“ und soziale Gerechtigkeit sei „immer ungerecht“.

Ukraine-Krieg

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Lage an der Front in der Ostukraine im Gebiet Donezk als extrem schwierig bezeichnet. In den Richtungen Kramatorsk, Kurachowe und Pokrowsk im Gebiet Donezk gebe es die meisten Kämpfe überhaupt, sagte Selenskyj in seiner gestern Abend in Kiew verbreiteten Videobotschaft.

Dagegen gelinge es in der Region Charkiw den ukrainischen Streitkräften, die Besatzer „zu vernichten“. Die Ergebnisse seien spürbar, sagte Selenskyj nach einem Treffen mit der ukrainischen Militärführung.

Selenskyj sagte auch, dass die westlichen Verbündeten bei einer Sitzung im Ramstein-Format mit den USA an der Spitze erneut über die dringenden Erfordernisse für den Abwehrkampf gegen die russische Invasion informiert worden seien. Die Ukraine brauche Flugabwehr, Panzertechnik und Artilleriegeschoße.

Selenskyj kündigt „diplomatischen Marathon“ an

Selenskyj informierte über einen „diplomatischen Marathon“, Gespräche mit ausländischen Kollegen und die Vorbereitung des Friedensgipfels in der Schweiz am 15. und 16. Juni. Bei dem Treffen mit Staats- und Regierungschefs aus aller Welt will er nach eigenen Angaben die Weichen für einen gerechten Frieden mit Russland stellen.

Ziel sei es, seine Friedensformel zu implementieren, sagte Selenskyj. Die Formel beinhaltet als eine Kernforderung, dass Moskau seine Streitkräfte aus den besetzten Gebieten abzieht. Russland, das den Krieg am 24. Februar 2022 begonnen hatte, ist nicht eingeladen zu der Konferenz und kritisierte die Selenskyj-Formel als „realitätsfern“.

Russland hat gestern den Beginn einer Atomwaffenübung nahe der Ukraine verkündet. Bei der Übung handle es sich um eine „Antwort auf provokative Äußerungen und Drohungen bestimmter westlicher Vertreter“, erklärte das russische Verteidigungsministerium.

Russische Soldaten während einer Übung
Reuters/Russian Defence Ministry

Es werde die „Bereitschaft“ der „nicht strategischen Nuklearwaffen“ getestet, um die „territoriale Integrität und Souveränität des russischen Staates“ zu gewährleisten.

Es handelt sich um Kernwaffen, die etwa punktuell gegen gegnerische Truppen und andere militärische Ziele eingesetzt werden können. Sie haben in der Regel eine deutlich geringere Sprengkraft als die insbesondere zur Abschreckung entwickelten strategischen atomaren Interkontinentalraketen.

Angesichts westlicher Waffenlieferungen an die Ukraine, die sich seit mehr als zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg wehrt, gilt das Manöver als zusätzliche Drohgebärde des russichen Präsidenten Wladimir Putin.

EU

Fast alle Europaministerinnen und -minister der EU haben gestern in Brüssel keine Einwände gegen die geplante Einstellung des Verfahrens gegen Polen wegen Verstößen gegen die Rechtsstaatlichkeit erhoben.

Kommissionsvizepräsidentin Vera Jourova kündigte daraufhin an, bis Ende Mai die Einstellung des Verfahrens ihren Kommissionskollegen vorschlagen zu wollen. Das bedeute aber nicht, dass Polen gar nicht mehr überwacht werde, sagte sie vor Journalistinnen und Journalisten.

Als Beispiel nannte sie den jährlichen Bericht zur Rechtsstaatlichkeit der EU-Kommission. Eine „eindeutige Verletzung der Rechtsstaatlichkeit ist für Polen nicht mehr der Fall“, begründete sie ihre Einschätzung.

Edtstadler: Fortschritte sichtbar

Auch Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) hatte sich vor dem Ratstreffen in Brüssel für eine Einstellung ausgesprochen. „Wenn man ein effektives Artikel-7-Verfahren haben möchte, geht es darum, es einzuleiten, wenn es Probleme gibt, aber auch, es wieder aufzuheben, wenn Fortschritte sichtbar sind.“

Diese seien im Falle Polens „sichtbar“: Ihre polnischen Amtskollegen hätten bereits zweimal im Rat (zuletzt im Februar, Anm.) darüber berichtet. Als Beispiel nannte sie den Beitritt des Landes zur europäischen Staatsanwaltschaft.

Die Europäische Kommission hatte Anfang Mai bekanntgegeben, ihre Überprüfung im Rahmen des gegen Polen eingeleiteten Artikel-7-Verfahrens wegen Verstößen gegen die Rechtsstaatlichkeit abgeschlossen zu haben. Einwände gegen die Entscheidung waren von Ungarn aufgebracht worden. Ungarn ist das einzige EU-Land, gegen das neben Polen ein Artikel-7-Verfahren anhängig ist.

Inland

Am 1. Juli muss sich ein 20 Jahre alter Rechtsextremer vor Geschworenen am Wiener Landesgericht verantworten, weil er als mutmaßliches Mitglied der internationalen Neonazi-Gruppierung „Feuerkrieg Division“ (FKD) in geheimen Internetforen Anschlagspläne erörtert haben soll.

Das bestätigte Gerichtssprecherin Christina Salzborn gestern gegenüber der APA. Der Mann hatte sich vor seiner Ausforschung bereits als Aktivist der rechtsextremen Identitären Bewegung Österreich (IBÖ) einen Namen gemacht, wie aus dem vor wenigen Tagen veröffentlichten Verfassungsschutzbericht 2023 hervorgeht.

Der Mann sei bei Treffen dabei gewesen, habe Infomaterial der IBÖ bezogen und sei auch am Verteiler gewesen, bestätigte überdies eine Sprecherin der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) auf Anfrage.

Laut dem Onlinemagazin ZackZack soll der Angeklagte darüber hinaus Verbindungen zu einer Burschenschaft gehabt und in einer WhatsApp-Gruppe der Studentenverbindung Inhalte geteilt haben.

Seit 2020 im Fokus des Staatsschutzes

Die DSN hatte den Absolventen einer Wiener HTL seit Längerem im Fokus. 2020 wurde man auf den damals 17-Jährigen aufmerksam, der sich unter dem Usernamen „V00rm“ der „Feuerkrieg Division“ angeschlossen und sich für die gewaltaffine „White Supremacy“-Bewegung engagiert hatte.

Laut Verfassungsschutzbericht teilte er mehrere Dateien mit rechtsextremistischem Inhalt bis hin zu Anleitungen zum Waffenbau. Die Ausforschung des Angeklagten gestaltete sich aber als schwierig und gelang erst im Frühjahr 2023, da er seine elektronischen Spuren durch Verschlüsselung verschleierte.

FPÖ-Chef Herbert Kickl geht wieder auf Österreich-Tour, „mit euch gegen das System“ lautet das Motto. Der Auftakt erfolge Freitagnachmittag in Wien-Floridsdorf, Abschluss sei am Mittwoch kommender Woche in Graz, sagte Generalsekretär Michael Schnedlitz gestern in einer Pressekonferenz.

Kickl blieb dem Medientermin fern, umso mehr bemühte sich sein Generalsekretär, die Botschaft der FPÖ zu trommeln: Angesichts von EU- und Nationalratswahl befinde man sich in einem „Schicksalsjahr“, es gehe um die „Interessen des Volks“ statt des „Systems“, und man stehe allein gegen eine „Einheitspartei“ der anderen etablierten Kräfte.

„Vom Volk – fürs Volk“ war auf dem Sujet hinter Schnedlitz zu lesen, darunter stand „Volkskanzler“ – Kickls Konterfei eingepasst zwischen „Volks“ und „Kanzler“.

FPÖ ortet „Vorwärtsbewegung“

Schnedlitz wetterte gegen steigende Spritpreise, „Kriegstreiberei“ und ein geplantes weiteres „Steuergeldgeschenk“ für die Ukraine, wodurch „den eigenen Leit“ nichts bliebe. Die FPÖ hingegen wolle „Großes geben, für die Menschen zum Befreiungsschlag ansetzen, um Menschen aus ihrem Elend zu holen“.

Er ortete eine „nie da gewesen Vorwärtsbewegung“, die Freiheitlichen seien „auf Augenhöhe und Schulterschluss mit dem Volk“, und Kickl wolle „nichts sein als die Stimme und das Sprachrohr der Menschen“. Das „System“ sei deshalb in Panik und versuche die FPÖ anzupatzen.

Umwelt & Klima

Der Internationale Seegerichtshof in Hamburg hat den Anspruch kleiner Inselstaaten auf mehr Klimaschutz bestätigt. In einem gestern vorgestellten Gutachten stellt der Seegerichtshof fest, dass von Menschen verursachte Treibhausgase eine Verschmutzung der Meere darstellen.

Die Staaten seien nach dem UNO-Seerechtsabkommen verpflichtet, Maßnahmen gegen die Verschmutzung durch Treibhausgase zu ergreifen. Andere Abkommen wie das Pariser Klimaschutzabkommen würden sie davon nicht entbinden.

Die Vertragsstaaten seien verpflichtet, sich zur Einführung von wirksamen Maßnahmen zu konsultieren und diese dann zu beschließen. Die Maßnahmen müssten die Auswirkungen des Klimawandels und der Versauerung der Meere berücksichtigen. Die Verpflichtung erfordere die Anwendung des Vorsorgeprinzips.

Kleine Inseln sehen Existenz gefährdet

Angestrengt hat das Gutachten eine Gruppe von neun kleinen Inselstaaten im Pazifik und der Karibik, die sich durch den aufgrund der Erderwärmung steigenden Meeresspiegel in ihrer Existenz bedroht sehen.

Der Kommission der kleinen Inselstaaten für Klimawandel und Völkerrecht (COSIS) gehören Tuvalu, Antigua, Barbuda, die Bahamas, Niue, Palau, St. Kitts und Nevis, St. Lucia, St. Vincent, die Grenadinen sowie Vanuatu an.

Vertragsstaaten zum Schutz der Meeresumwelt verpflichtet

Im UNO-Seerechtsübereinkommen, das die grundlegenden Regeln für nahezu alle Bereiche des Seevölkerrechts festlegt, haben sich die Unterzeichnerstaaten verpflichtet, die Meeresumwelt zu schützen und zu bewahren.

So müssen etwa Maßnahmen gegen die Verschmutzung der Meere ergriffen werden. Zu den knapp 170 Unterzeichnern gehören etwa die EU und China, nicht aber die USA.

Das nunmehrige Gutachten ist zwar nicht bindend, die Vertragsstaaten können auf dessen Grundlage aber zu einer Änderung ihrer Klimaschutzgesetzgebung verpflichtet werden.

Sport

Im Rahmen von Antikorruptionsermittlungen der Mailänder Staatsanwaltschaft ist gestern der Sitz der Stiftung Mailand-Cortina 2026 durchsucht worden. Die Stiftung ist mit der Austragung der Olympischen Winterspiele 2026 beauftragt.

Ermittlungen laufen gegen drei Manager, darunter gegen einen ehemaligen Vorstandsvorsitzenden. Die Anklage lautet auf Korruption in Zusammenhang mit den Wettbewerben für digitale Dienstleistungen, berichteten italienische Medien.

Die Ermittlungen betreffen auch die Manager der Gesellschaft, die die Ausschreibung gewonnen hat. Die Stiftung wird vom Nationalen Olympischen Komitee Italiens, den Regionen Lombardei und Venetien sowie den Gemeinden Mailand und Cortina kontrolliert.

Geplant sind die Spiele von 6. bis 22. Februar 2026, gefolgt von den Paralympics. Die Eröffnungsfeier soll im Mailänder San-Siro-Stadion und die Schlusszeremonie im römischen Amphitheater von Verona stattfinden.

Kultur

Der frühere US-Präsident Donald Trump will Medienberichten zufolge gegen den Film „The Apprentice“, der bei den Filmfestspielen in Cannes Premiere gefeiert hat, vorgehen. „Wir werden eine Klage einreichen, um gegen die eklatant falschen Behauptungen dieser angeblichen Filmemacher vorzugehen“, sagte Trumps Sprecher Steven Cheung dem Branchenmagazin „Variety“.

Der Streifen ist eine Filmbiografie über Trumps jüngere Jahre in den 1970er und 1980er Jahren in New York, als er sein Immobiliengeschäft ausbaute. In dem Film wird Trump als skrupellos und brutal porträtiert, Vergewaltigungsszenen inklusive. Der rumänisch-US-amerikanische Schauspieler Sebastian Stan verkörpert den heute 77-Jährigen, Regie führte Ali Abbasi.

„The Apprentice“ ist eine kanadische, dänische und irische Koproduktion. Der US-Drehbuchautor Gabriel Sherman sagte in Cannes, dass er sich bei seiner Darstellung Trumps auf reale Begebenheiten gestützt habe. Viele Produzenten hätten nichts von der Filmidee gehalten. In Hollywood wäre es aus seiner Sicht nicht möglich gewesen, den Film zu verwirklichen.

Trump doppelt vertreten

Trump tritt bei der Präsidentschaftswahl im November erneut als Kandidat an und muss sich aktuell wegen eines Schweigegeldprozesses vor Gericht verantworten. In dem Prozess geht es um den Vorwurf der Staatsanwaltschaft, Trump habe seine Aussichten auf einen Erfolg bei der Präsidentschaftswahl 2016 durch die Zahlung von 130.000 Dollar an die Pornofilmemacherin Stormy Daniels verbessern wollen und den Geldfluss danach falsch verbucht.

In Cannes ist auch eine Dokumentation über Daniels mit dem Titel „Stormy“ Thema. Die Doku schildert Medienberichten zufolge aus Daniels’ Sicht, wie sie sich mit den Nachwirkungen der angeblichen sexuellen Beziehung zu Trump auseinandersetzte.